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Tinnitus-Wissen

Was du über das Ohrgeräusch wissen solltest

Tinnitus verstehen, Klarheit gewinnen

Ein Tinnitus kann das Leben erheblich belasten. Gut informiert zu sein, ist deshalb ein wichtiger Schritt. Jede noch so kleine Information könnte dir helfen, die Hintergründe deines Tinnitus besser zu verstehen und herauszufinden, was dir in deinem individuellen Fall am besten helfen könnte. Sehr gern stelle ich dir hier die wichtigsten Fakten rund um den Tinnitus zur Verfügung – und erweitere diese Seite sukzessive.

Gespräch über Tinnitus

Was ist ein Tinnitus?

Fast jeder hat es schon einmal erlebt: Es pfeift, summt, brummt oder zischt für einige Sekunden im Ohr – oder auch ein paar Minuten. Diese flüchtigen Geräusche sind völlig normal und verschwinden meist von selbst wieder. Doch was passiert, wenn das Geräusch permanent da ist oder immer wieder auftritt? In solchen Fällen hast du dir einen wahrscheinlich eher hartnäckigen Tinnitus „eingefangen“.

  • Die Definition von Tinnitus

    Tinnitus, abgeleitet vom lateinischen Wort „tinnire“ (klingeln, klimpern, schellen), bezeichnet genauer gesagt das Phänomen, bei dem Betroffene ein dauerhaftes oder wiederkehrendes Geräusch im Ohr wahrnehmen, das nicht von äußeren Schallquellen verursacht wird. Dieses Ohrgeräusch, oft auch als Ohrensausen oder Ohrenklingeln bezeichnet, kann in seiner Art und Intensität variieren. Es ist jedoch nur in seltenen Fällen objektiv hörbar (objektiver Tinnitus), etwa bei bestimmten Gefäßerkrankungen.

  • Beeinträchtigung durch Tinnitus

    Die Beeinträchtigung durch einen Tinnitus variiert stark von Person zu Person. Einige Menschen nehmen die Ohrgeräusche zwar wahr, können aber gut damit leben und sind in ihrem Alltag kaum eingeschränkt. Für andere stellt der Tinnitus eine erhebliche Belastung dar, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt.

    Bei manchen Betroffenen kann der Tinnitus so belastend sein, dass sie sekundäre Erkrankungen entwickeln und z. B. psychotherapeutische oder ganzheitliche Unterstützung benötigen. Hier geht es dann darum, den Patienten Wege aufzuzeigen, wie sie mit dem ständigen Ohrgeräusch umgehen und ihre Lebensqualität wieder verbessern können.

Welche Ursachen kann ein Tinnitus haben?

Die Auslöser für einen Tinnitus sind vielfältig. Viele Menschen berichten, dass ihr Tinnitus nach intensiven emotionalen Erlebnissen, in besonders stressigen Lebensphasen oder nach einer hohen Lärmbelastung begonnen hat. Weitaus weniger Patienten erinnern sich an eine körperliche Störung als Ursache – ob Hörsturz, Ohreninfektion, Erkrankungen im Bereich der Halswirbelsäule oder Kieferprobleme. Doch ganz egal, welche Ursache der Tinnitus hat: Es ist entscheidend, bei jedem Tinnitus aufmerksam zu sein und das Ohrengeräusch ernst zu nehmen.

Frau hält sich die Ohren zu - Ursachen von Tinnitus

In welchem Alter ist ein Tinnitus am wahrscheinlichsten?

Tinnitus kann in jedem Alter auftreten, doch bestimmte Altersgruppen sind stärker betroffen. Besonders häufig tritt Tinnitus bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters auf, typischerweise ab etwa 40 Jahren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, da zum einen die Zahl der psychischen Herausforderungen steigt. Zum anderen machen altersbedingte Veränderungen im Hörsystem sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Gesundheitsprobleme, die Tinnitus verursachen können, das Auftreten wahrscheinlicher.

Obwohl Tinnitus häufiger bei älteren Erwachsenen vorkommt, sind auch jüngere Menschen zunehmend davon betroffen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene, die oft lauten Geräuschen ausgesetzt sind, beispielsweise lauter Musik und weiteren lärmintensiven Freizeitbeschäftigungen, haben ein erhöhtes Risiko. Auch soziale Isolation wie die in Zeiten der Pandemie und der damit verbundene psychische Stress fördern den Tinnitus. In den letzten Jahren ist der Anteil der Betroffenen unter 30 Jahren sogar deutlich gestiegen.

  • Tinnitus im Kindesalter

    Die aktuelle Studienlage fokussiert auf Erwachsene oberhalb von 18 Jahren. Es gibt nur wenige Studien, die Tinnitus bei jüngeren Betroffenen oder sogar Kindern untersucht haben. Eine Studie schätzte, dass zwischen 6 und 13 Prozent der Kinder mit normalem Gehör zwischendurch Tinnitus erleben. Bei Kindern mit Hörproblemen sind bis zu einem gewissen Grad 24 bis 29 Prozent betroffen.

Wie hoch ist die Zahl der Tinnitus-Betroffenen?

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Tinnitus bei Erwachsenen weit verbreitet ist. Innerhalb der EU leben 15 % aller Erwachsenen, d. h. bis zu 65 Millionen Menschen, mit einem Tinnitus. Bei dieser Studie, der European Tinnitus Survey (ETS; „Europäische Tinnitus-Umfrage”), wurden von 2017 bis 2018 ca. 11.500 Menschen älter als 18 Jahre in 12 EU-Ländern befragt.

Weltweit sind ca. 740 Millionen Menschen von Tinnitus betroffen (Quelle: Übersichtsarbeit, Silvano Gallus, Journal of the American Medical Association). Davon sind ca. 66 % Männer und ca. 78 % in einem Alter oberhalb von 40 Jahren.

  • Tinnitus in Europa

    Tabelle Tinnitus in Europa

    Durchschnittliche Häufigkeitsverteilung von Tinnitus bei Erwachsenen in ausgewählten EU-Ländern nach ETS 2017/18 (%)

Kann man Tinnitus heilen?

Ein chronischer Tinnitus ist in der Regel nicht durch Medikamente heilbar. Es gibt heute jedoch eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die dir helfen können, den Umgang mit deinem Tinnitus zu erleichtern oder ihn aufzulösen – und dein Leben wieder lebenswerter zu gestalten. Manchmal sind es sogar die Medikamente, die durch eine potenzielle Nebenwirkung einen Tinnitus auslösen oder verstärken können. Es ist deshalb immer eine sorgfältige Abwägung und individuelle Beratung erforderlich.

Frau freut sich - Heilung von Tinnitus

Welche Arten von Tinnitus gibt es?

Tinnitus wird in zwei Hauptarten aufgeteilt: den objektiven und den subjektiven Tinnitus. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil die Art des Tinnitus verschiedene Ursachen und damit auch unterschiedliche Behandlungswege und -möglichkeiten hat.

  • Subjektiver Tinnitus

    Der subjektive Tinnitus ist die häufigste Tinnitus-Form. Das Ohrgeräusch wird ausschließlich von der betroffenen Person wahrgenommen und kann von anderen nicht gehört oder gemessen werden. Das Summen, Pfeifen, Zischen oder Rauschen, das die Betroffenen hören, wird aufgrund einer fehlerhaften Informationsverarbeitung im Hörsystem wahrgenommen.

    Objektiver Tinnitus

    Der objektive Tinnitus ist die seltenere Form und kann im Gegensatz zum subjektiven Tinnitus auch von anderen Personen gehört werden (messbare Schallquelle), in der Regel durch medizinische Instrumente. Die Ohrgeräusche entstehen meist durch physische Prozesse im Körper wie Blutgefäßprobleme, Muskelkontraktionen, Atemprobleme und weiteres mehr.

  • Akuter vs. chronischer Tinnitus

    Über die obige Einteilung hinaus, wird Tinnitus auch noch in einen akuten Tinnitus und einen chronischen Tinnitus aufgeteilt. Der Unterschied liegt in der Dauer der Symptome.

    Als akuter Tinnitus werden Ohrgeräusche in den ersten drei Monaten nach ihrem Auftreten bezeichnet.

    Ein chronischer Tinnitus definierte Ohrgeräusche, die länger als drei Monaten bestehen. Diese Form des Tinnitus kann andauernd oder intermittierend sein.

    Zuweilen wird zwischen der Phase des akuten und des chronischen Tinnitus noch von einem subakuten Tinnitus gesprochen. Er wird in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten angegeben, dem sich dann der chronische Tinnitus anschließt.

Welche Schweregrade gibt es beim Tinnitus?

Tinnitus wird nach Biesinger et al. in vier Schweregrade eingeteilt. Das Klassifikationssystem wurde federführend von Dr. Eberhard Biesinger, einem der führenden Tinnitus-Experten in Deutschland aufgestellt und hilft dabei, die Belastung für die Tinnitus-Betroffenen besser zu verstehen und gezieltere Behandlungsmaßnahmen ergreifen zu können.

  • Schweregrad 1:

    Kompensierter Tinnitus (leichtgradig)

    Der Tinnitus wird zwar wahrgenommen, stört aber kaum im Alltag und führt auch nicht zu psychischen Problemen.

  • Schweregrad 2:

    Mäßig belastender Tinnitus (mittelgradig)

    Der Tinnitus wird regelmäßig wahrgenommen, hauptsächlich bei Stille, kann gelegentlich störend sein und zu leichtem Stress und leichter Belastung führen.

  • Schweregrad 3:

    Belastender Tinnitus (schwergradig)

    Der Tinnitus wird regelmäßig als störend empfunden und kann sich auf Beruf und Privatleben auswirken. Die täglichen Aktivitäten und die Lebensqualität sind deutlich beeinträchtigt. Die Betroffenen haben Einschränkungen und Ungleichgewichte im emotionalen, kognitiven und physischen Bereich.

  • Schweregrad 4:

    De-kompensierter Tinnitus (sehr schwergradig)

    Der Tinnitus ist allgegenwärtig und extrem belastend. Die Lebensqualität ist stark eingeschränkt, alltägliche Aktivitäten sind oft nicht mehr möglich. Als Folge davon treten Depressionen, Angstzustände und Panikattacken auf sowie Berufsunfähigkeit.

  • Verteilung der Schweregrade

    Eine internationale Studie aus 2018, die European Tinnitus Survey (ETS; „Europäische Tinnitus-Umfrage”), zeigte, dass von allen ca. 11.500 befragten Personen in 12 EU-Ländern im Mittel 40 % ihren Tinnitus als störend empfinden. Ganze 6 % der Befragten berichteten von lästigem Tinnitus. In Irland lag der Anteil bei 3,4 %, in Bulgarien hingegen bei ganzen 11,5 %. Hochgradiger Tinnitus wurde bei durchschnittlich 1,2 % der Teilnehmer festgestellt, wobei die Werte in den einzelnen Ländern mit 0,6 % (Irland) bis 4,2 % (Rumänien) zum Teil deutlich differierten.

    In Summe fühlen sich laut der genannten Studie 26 Millionen Menschen von ihrem Tinnitus eingeschränkt. Ganze 4 Millionen sind sogar von einem hochgradigen Tinnitus betroffen. Jeder siebte Erwachsene ist damit durch einen Tinnitus eingeschränkt, wobei die Häufigkeit von Tinnitus deutlich mit höherem Alter und dem Grad eines gleichzeitig auftretenden Hörverlusts zunimmt.

  • Schwergradiger Tinnitus in Europa

    Tabelle Schwergradiger Tinnitus in Europa

    Anteil bei Erwachsenen in ausgewählten EU-Ländern nach ETS 2017/18 mit einem störenden oder schweren Tinnitus (%)

Wie hängt der Tinnitus mit unserem Hörsinn zusammen?

Der Vorgang des Hörens ist gut erforscht. Geräusche aus der Umwelt treffen auf unsere Ohrmuschel und gelangen durch den Gehörgang zum Trommelfell. Dort werden sie von den drei winzigen Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel verstärkt und weiter in die Schnecke, ein komplexes Gehörorgan im Innenohr, geleitet.

  • Die Rolle der Sinneszellen

    In der Schnecke bzw. an ihren Wänden befinden sich etwa 20.000 Sinneszellen, auch Haarzellen genannt, die mechanische Schwingungen in elektrische Impulse umwandeln. Je nach Frequenz des Schalls werden unterschiedliche Bereiche der Schnecke stimuliert. Höhere Frequenzen aktivieren die Haarzellen am Anfang der Schnecke, während tiefere Frequenzen die Haarzellen am Ende ansprechen. Diese Impulse werden dann über die Hörnervenfasern an das Hörzentrum im Gehirn gesendet, wo der Schall zu bewusstem Hören und aus dem jeweiligen Geräusch bzw. Ton eine Information wird.

  • Die Verarbeitung von Geräuschen im Gehirn

    Schon vor unserer Geburt sammelt unser Gehirn Hörerfahrungen und speichert sie im Gedächtnis. Wenn Geräusche eintreffen, werden sie mit diesen Erinnerungen verknüpft, abgeglichen und verarbeitet und können sich zu Sprache, Melodien oder Warnsignalen entwickeln. Angenehme Musik kann Entspannung und Wohlbefinden auslösen, während wir in gefährlichen Situationen auf spezifische Geräusche achtsamer reagieren, um uns zu schützen und uns bei Bedarf in Sicherheit zu bringen. In solchen Momenten ist unser Hörsinn besonders geschärft.

  • Die Herausforderung des Tinnitus

    Tritt plötzlich ein Tinnitus auf, können wir ihn zunächst nicht mit einem bekannten Ton verbinden und emotional nicht einordnen. Dieses fremde Geräusch signalisiert unserem Unterbewusstsein eine potenzielle Gefahr, die häufig zu Panik und einem Gefühl der Hilflosigkeit führt. Die dadurch entstehende Sensibilität verstärkt oft die Wahrnehmung des Tinnitus, was die Situation zusätzlich belastend macht.

Wie wird Tinnitus wahrgenommen?

Tinnitus ist ein komplexes Symptom, das eine Vielzahl von Geräuschen verursachen kann. Diese Geräusche reichen von einem Summen oder Pfeifen über ein Klingeln, Hämmern und Zischen bis hin zu einem Rauschen oder Klopfen. Manchmal treten die Geräusche einzeln auf, manchmal in Kombination, mal anhaltend, mal in Schüben.

  • Wahrnehmung und Messung von Ohrgeräuschen

    Ohrgeräusche werden entweder auf einem oder beiden Ohren oder sogar mittig im Kopf wahrgenommen. Obwohl sie für den Betroffenen oft stark präsent sind, sind sie objektiv gemessen nicht lauter als das entfernte Rauschen des Meeres, also knapp über der sogenannten Hörschwelle, ab der ein Ton von uns Menschen wahrgenommen werden kann.

    Tinnitustöne unterscheiden sich von Person zu Person in ihrer Frequenz und Intensität. Die häufigsten Beschreibungen von Patienten sind hohe Pieptöne oder ein tiefes Brummen bzw. Rauschen. In einigen Fällen, insbesondere bei einem objektiven Tinnitus , sind die Geräusche synchron mit dem Puls.

  • Einfluss von Stress und Umgebung

    Stress, Alkohol und körperliche Überanstrengung können die Wahrnehmung von Tinnitus verstärken. Besonders nachts, wenn es keine ablenkenden Geräusche gibt und alles still ist, nehmen manche Menschen ihr Ohrgeräusch verstärkt wahr und haben Schwierigkeiten einzuschlafen. In der akuten Tinnitus-Phase reagiert zudem etwa die Hälfte der Betroffenen überempfindlich auf laute Umgebungsgeräusche (Hyperakusis).

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